Was für eine unvergessliche Wanderfahrt! Enge Grachten, leuchtende Hausboote, und Rudermanöver, die man sonst selten braucht: Unsere diesjährige Tour nach Amsterdam war voll von spannenden Herausforderungen und unvergesslichen Momenten.
Die Logistik für ein Ruderlager ist enorm: Unterkunft, Verpflegung und der Transport der Boote inklusive Abriggern und Aufriggern vor Ort. Es müssen Plätze gefunden werden, wo die Boote über Nacht liegen bleiben können. Und wenn man nicht gerade im Kreis rudert, muss auch der Transport vom Tagesendpunkt nach „Hause“ und morgens wieder zurück geregelt sein. Ein Dank an Michael K, der die Tage in Holland mit viel Liebe hammermäßig durchorganisiert hat. Und jetzt einmal chronologisch:
Donnerstagabend fanden sich alle Teilnehmenden ein in einem hübschen Bauernhof an der Vecht namens ‚de Willigen‘. Nachdem einige sich direkt ein erstes Bad in dem Gewässer gönnten und die Boote abgeladen und rudertauglich vorbereitet waren, wurden wir direkt überrascht mit einem großartigen Abendessen aus Pasta und selbstgemachtem roten und grünen Pesto.
Geweckt von einem Klapperstorch und einem fantastischen Frühstück (Danke an das Frühstücksteam) fiel der Startschuss zur Tour am Freitag direkt von unserer Pension. Schnell war klar, warum wir besagtes Kommando benötigen – „3 dicke, Plätten lang und liegen“ benötigten: Wir kreuzten diverse kleine Brückchen bei dem genau das – Anlaufnehmen, flott die Plätten lang machen und sich selbst nach hinten flach hinlegen – notwendig waren, um vorbei zu rudern.
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Von der Utrechtschen Vecht ruderten wir in die Nieuwe Wetering, kreuzten den Kanaldijk Oost und kamen so auf die Angstel River. Der führte uns nach Abcoude zu unserem Mittagessen, ein sattes Einkehren mit der klassischen niederländischen Borrelgarnitur aus Bitterballen und Pommes. Motiviert von Einhorn-Vibes machten wir uns auf den Weg über den Holendrecht. Die Amstel brachte uns schließlich zu unserem Ziel, dem Ruderclub Willem 3, wo unsere fünf Boote sicher auf einer Landzunge verstaut wurden.
Gut durchgeröstet von der Sonne brachten uns unsere Fahrer zurück zur Pension. Nicht wenige gönnten sich einen Sprung in die Vecht, während die Küchentruppe uns mit einem herrlichen Curry, Reis, Erdnusssoße und Gemüse bekochte.
Frühstücksgestärkt ging es am Samstagmorgen mit den Autos zurück zu Willem 3, dort starteten wir zu unserer Rundfahrt durch Amsterdam. Die Grachten an einem Samstag zu befahren ist wie ein Einkaufsbummel in der Hohe Straße am Wochenende – überall Boote, Menschen und jede Menge Trubel. Man muss schon ordentlich navigieren und steuern können, um den Überblick zu behalten. Nebst Rundfahrtbooten gibt es hier enorm viele private und kleine bis mittelgroße gemietete Ausflugsboote, nicht jeder kennt die Wasserverkehrsregeln gleichermaßen gut. Ups, wir waren kurzzeitig als Geisterfahrer auf der Prinsengracht unterwegs, aber konnten das schnell und professionell korrigieren. Das Wasser bleibt weitestgehend Wellenarm, denn richtig schnell geht es hier für niemanden voran, egal wie sportlich motorisiert das Boot ist. „Frei weg“ hörten wir denn auch selten von unseren Steuermenschen, umso mehr dafür die Abstufungen „halbe Kraft“, „viertels Kraft“ und sogar „ohne Kraft“.
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Spannend war unser Bogen entlang Nemo und dem Muziekgebouw. An einem wahrlich riesigem Kreuzfahrtboot vorbeizuziehen ist beeindruckend und fühlt sich so an, als säße man dabei in einer Nussschale. Die Sehenswürdigkeiten aus der Grachtenperspektive zu sehen ist eine völlig andere Erfahrung. Raus aus dem Boot? Gar nicht so einfach, denn die Mauern sind hoch. Aber Michael hatte auch dafür eine Lösung parat, sodass wir gemeinsam im ‚Gollem‘ am Rand des Zentrums einen Zwischenstopp einlegen konnten. Besonders schön fand ich die angelegten Wassergärten – so sind die Grachten eben nicht nur von Mauern umgebene Gewässer, sondern finden sich neben diversen Hausbooten (eins interessanter als das andere) auch hübsche Pflanzeninseln.
„Mein Persönliches Highlight: Der Grachtengürtel, der seit 2010 zum Unesco-Welterbe gehört (ruderten u.a. direkt am Rijks-Museum und Zoo vorbei) und dann natürlich die vielen spannenden Entdeckungen in den jüngeren Bauzonen (Numa Docklands, Muziekgebouw, Oosterdock mit Nemo etc)“
Katrin
Willem 3 sollte auch für heute unser End- und Sonntag unser Startpunkt sein. Zurück bei ‚de Willigen‘ zauberte die heutige Küchentruppe ein echtes Reste-Fest, dazu gab es für das niederländische Gefühl Vla und Hafercrumbles zum Nachtisch.
Am Sonntag stand das „Heimrudern“ an. Entgegen einer hauptsächlich westl. Route auf dem Hinweg Richtung Amsterdam, ging es zurück östl. des Kanaldijk Oost hauptsächlich auf der Vecht. In Weesp zwang uns ein Triathlon zu einer langen Pause, aber dafür hatten wir einen tollen Ausblick auf die neon-gelbe und -pinke Badekappen der vielen Schwimmenden, die wie Lemminge im Wasser auf und ab bewegten.
Gestärkt und entspannt ging es weiter, bis wir gegen 5 Uhr wieder zu Hause ankamen – erschöpft, aber glücklich über eine rundum gelungene Wanderfahrt. Es war ein Wochenende voller Abenteuer, Lachen und unvergesslicher Momente. Und schon jetzt freuen wir uns auf die nächste Tour!
Danke an alle Obmenschen und Steuerleute, an alle Küchenteams und Fahrerinnen und Fahrer, an alle Teilnehmenden für die tolle Zeit und ganz besonders an Michael für die granatenmäßige Organisation und Klaus für den Professionellen Bootstransport.