dann das aktive Rudern – nach mehr als 60 Jahren, am liebsten in einer Barke mit Gleichgesinnten – beenden.
Bericht der Barkentour in Berlin von Renate (und Rudi Schmidt).
Da kommt als Ruderrevier ja eigentlich nur Berlin infrage. Berlin hat reichlich Wasser, sehr viel Grün drumherum, ist Hauptstadt, In und immer eine Reise wert.

Unter Einsatz modernster Medien: Internet, Smartphone, das gute alte Telefon plus Aktivierung alter Kontakte kristallisiert sich heraus: es soll die Barke „Hans Hermann Meyer” Standort RC Tegelort sein.
Wir finden den passenden Termin: 1. Woche September, danach beginnen die Vorbereitungen. Rudi kümmert sich um die Barke, Ekkehart um Hotel und Gastronomie, RXB um den rudersportlichen Teil: Etappen und Liegeplätze. Dafür beiden nochmal herzlichen Dank.
Dann ist es soweit.
Sonntag, 31. August 2025
Anreise per Mercedes Kleinbus von Europcar, die Übergabe pünktlich und problemlos. Treffpunkt mit Dagmar, Ekkehart, Linde und Ulla gegen 10.00 Uhr bei Regen am Deutzer Bahnhof. RXB sammeln wir auf der Fahrt zur Autobahn ein, liegt praktisch auf dem Weg. Bis auf einen längeren Stau erreichen wir problemlos Berlin. Unterwegs,
Hin- + Rückfahrt – ca. alle zwei Stunden Fahrerwechsel Rudi / Ekki. Wegen einiger Baustellen und die damit verbundenen Umleitungen – kurz vor unserem „Hotel am Borsigturm” – wo wir für eine Woche Quartier beziehen, passieren wir die AVUS mehrmals; das NAVI ist überfordert. RXB lotst uns per Handy und Herrn Google zum Ziel wo wir von Karin und Thomas, die per PKW und Grazyna, die per Zug angereist, schon erwartet werden.
Borsigturm / Borsigwerke in Alt Tegel. Die 1840 von Borsig entwickelte Lokomotive machte das Start-Up zu Europas grösstem Lokomotiv-Lieferanten, Rang 2 weltweit. 1858 arbeiteten schon 2.800 Menschen in der Fabrik. Der Tegeler Borsigturm, Berlins „erster Wolkenkratzer” von 1922 wurde als Bürogebäude genutzt.
Das erste gastronomische Highlight erwartet uns bei der „Dicken Paula” fussläufig 5 Minuten vom Hotel entfernt. Sehr urig, liebevoll dekoriert, aufmerksamer Service und eine Karte die keine Wünsche offenlässt. Dank Berliner Kindl und Kümmelschnaps
wird auch das üppige Essen gut vertragen und mit der nötigen Bettschwere steuern wir unser Hotel an. Bis auf Uwe, der am Montagabend erwartet wird, sind wir komplett.
Montag, 01. September 2025
Strahlend blauer Himmel und der Tag liegt vor uns. Nach dem Frühstück wollen wir zum Schiffsanleger in Tegel und von dort eine Tour starten. Der Fahrplan ist nicht auf unserer Seite, wir haben Montag, da gibt es auch hier Ruhetage und die Schiffe mit denen wir fahren könnten, passen nicht in unseren Terminplan; macht nix. Uber Alt-Tegel schlendern wir zur S-Bahn und sind schon bald an der Station Friedrich Strasse – geschichtsträchtige Gegend – viele von uns waren schon zu DDR- bzw. Mauerzeiten zum Rudern hier und haben die eine oder andere denkwürdige Situation erlebt. Wie schön, dass wir heute hier so entspannt sein können.
Die „Ständige Vertretung” zieht uns als Kölner natürlich magisch an. Im Aussenbereich, unter Sonnenschirmen an der Spree, schmeckt das Gaffel Kölsch besonders gut. So gestärkt entscheiden wir uns für die City-Boots-Tour um 13.30 Uhr –
15.00 Uhr, sitzen auf dem Sonnendeck und hören den Erklärungen zur Tour zu. Einfach schön, dazu das Wetter wie es nicht besser sein könnte. Dann per S-Bahn zurück nach Tegel. Heute speisen wir Cross-Over, für jeden Geschmack war was dabei.
Uwe ist noch längere Zeit Gast der Deutschen Bahn. Dank unserer Into-Technik, wissen wir voneinander und er weiss, dass er morgen um 8.30 Uhr im Ruderer-Outfit am Frühstückstisch erwartet wird.
Dienstag 02. September 2025
Ja muss das jetzt sein, grau in grau und Regen. Trotzdem herzliches Willkommen für Uwe, jetzt sind wir komplett. Um 10.00 Uhr sind wir beim RC Tegelort mit Herrn Cordes verabredet. Es regnet weiterhin. Da wir alle nicht erst seit gestern rudern, sind wir mit Regenzeug ausgestattet. Der Hänger mit Barke wird an den Wagen von Herrn Cordes angekuppelt, wir fahren dann im Konvoi zum Yachtelub Jörs, wo wir bereits erwartet werden, es regnet weiterhin. Aufriggern und anschliessend Slippen, dann schwimmt die Barke. Herr Cordes macht den Vorschlag, dass wir ablegen und in rund einen Kilometer zum Clubhaus des RC Tegelort rudern und dort im warmen Clubraum den Regen abwarten. Gesagt getan, denn laut Wetter-App soll es ab 13.30 Uhr trocken sein. Kaffee wurde für uns gekocht und tatsächlich steigen wir gegen 13.30 Uhr, ohne Regen, in die Barke. Wir rudern zunächst Richtung Norden, um uns DDR-Relikte anzusehen danach zurück Richtung Tegeler Yachthafen, unser heutiges Tagesziel. Wir sind angemeldet und die Barke hat über Nacht einen Liegeplatz. Wir kommen von hier fussläufig zum Hotel. Technische Daten: Distanz 12.5 KM Am Abend – ein kurzer Weg – dann Einkehr im Restaurant Monticiell. Alle sehen auf dem kurzen Rückweg zum Hotel, sehr zufrieden aus. Hier sollte man bei der Bestellung – ein kleines Eis zum Espresso – darauf gefasst sein, dass ein Eiswürfel statt der Kugel Vanilleeis serviert wird. Der Nähwert liegt bei Null, dafür trägt das Ganze sehr zur Erheiterung bei.




Mittwoch 03. September 2025
Blauer Himmel, Hurra.
Nach dem Frühstück Verdauungsspaziergang zum Yachtclub Tegel. Vertrauenswürdig wie wir sind, hat man uns den Schlüssel zum Gelände und Haus überlassen. Wir starten mit leichtem Gegenwind Richtung Spandauer Schleuse. Vorher pausieren wir noch bei Brandenburgia in Spandau, Nostalgie pur. Zuletzt waren wir – RXB, Rudi und ich – in den 80-er hier.
Vor der Schleuse ist die Wartezeit kurz, wir sind nach den Motorbooten mit dabei und rudern über die Havel Richtung Tagesziel RC Collegia in Berlin Gatow. Schon wieder Nostalgie; hier waren wir Anfang der 70-er Jahre zu Gast. Vorher legen wir aber noch beim RC Friesen an um uns die Beine zu vertreten. Ein schönes Gelände mit Bewirtschaftung.
Zwischen zwei dicken Bäumen schwingt sacht eine Hängematte mit Inhalt vor sich hin. Davor ein kleiner Tisch, darauf eingefülltes Weinglas. Ein Gastro-Mitarbeiter nähert sich mit einem Stück Kuchen, das huldvoll von einer Hand mit rotlackierten Fingernägeln entgegengenommen wird – wow!
Es sind nur noch ca. 3 KM bis Collegia, puer über einen See mit Gegen- wind, 3 KM können lang sein. Bei Collegia ist Betrieb. Sehr nette Aufnahme und angeregte Unterhaltung mit den „Best Agern” des Clubs. Die Barke kann eine ruhige Nacht verbringen. Auch hier bekommen wir Schlüssel für das Gelände und Haus. Unser Hotel erreichen wir mit Taxen. Am Abend Spaziergang zum Hax’n Haus in Alt Tegel. Das Beste was bayrische Braukunst herstellt: Tegernseer Spezial im Glas, die Speisen excellent, der Service perfekt. Wir verewigen uns im Gästebuch. Ein schöner Tag und Abend.
Technische Daten: Distanz 16.5 K M





Donnerstag, 04. September 2025
Die Wetter App zeigt für Freitag anhaltenden Regen an. Unser Plan, heute von Collegia weiter rudern und am Nachmittag hier
für eine zweite Nacht festmachen. Freitag dann zum Segler Club Jörs zurückrudern, Slippen, in Tegelort die Barke reinigen und
dann anschliessend die Übergabe, wird gemeinsam überdacht.
Wir entscheiden uns dafür heute schon zurückzurudern um stressfrei, bei schönem Wetter, evtl. Wartezeiten an der Schleuse abzufedern. Herrn Cordes können wir telefonisch nicht erreichen und es greift Plan B: Wir legen die Barke an den Steg des Segler Club Jörs, alles andere dann Freitag.
Heute haben wir einen schönen Rudertag bei Sonne und Mitwind. Die Wartezeit an der Schleuse Spandau ist überschaubar, trotz der telefonischen Information, dass an der Schleuse gearbeitet wird, können wir zügig schleusen. Wir legen nochmal bei Brandenburgia an, bevor wir wieder am Steg des Yacht Club Jörs festmachen. Die Barke ist für die Nacht gesichert und wir fahren mit unserem Kleinbus – der hier seit Dienstagmorgen parkt – zurück zum Hotel.
Heute Abend ist das griechische Restaurant „Kalogria” unser Gastgeber. Ein wunderbarer Spätsommerabend. Wir sitzen draussen und fühlen uns wie am Mittelmeer, alles lecker. Später haben wir mit Herrn Cordes Kontakt und besprechen das weitere Procedere für morgen.
Technische Daten: Distanz 11 KM



Freitag, 05. September 2025
Es regnet nicht so stark wie die Wetter App angedroht hatte, aber wir sind froh den weiteren Ablauf so geplant zu haben.
Doch zunächst gibt es es einen besonderen Geburtstag zu feiern: Linde Steingröver wird heute 89 Jahre alt. Sie wird besungen und wir gratulieren alle herzlich.
Jetzt ruft die Pflicht. Wir fahren zum Liegeplatz, es regnet leicht. Das Slippen geht zügig und wir sind rasch beim RC Tegelort und stürzen uns als Reinigungskommando auf die Barke. Wir übergeben sie perfekt, tauschen mit Herrn Cordes unsere Flaggen aus versichern uns der gegenseitigen Wertschätzung und verabschieden uns.
Wir starten in einen freien Nachmittag: Das Tegeler Feuerwehr Museum, das wir auf dem Weg zu den Lokalitäten in Alt Tegel mehrmals passiert haben, hat unser Interesse geweckt. Ein Teil von uns besucht die Ausstellung, sehenswerte Exponate wurden
eindrucksvoll präsentiert. Der nächste gemeinsame Termin 17.45 Uhr in der Hotel-Lobby zum Spaziergang zu den Tegeler See Terrassen zum Abendessen.
Vorher waren Rudi und ich nochmal i m Hax’n Haus und haben die Rudertour Revue passieren lassen.
Tegeler See Terrassen: von außen brutal Architektur, von innen verblichene Eleganz, mit morbidem DDR-Charme Auf alle Fälle sehenswert. Küche + Service, wie immer gut.
Zunächst trinken wir mit Prickelndem von Linde auf ihr Wohl. In den Räumen neben dem Speisesaal findet ein Tanzabend statt. Den weiblichen Mitgliedern der Tour zuckt es in den Füssen, da aber der männliche Teil zu den zertifizierten Nichttänzern zählt, geht diese Chance zum Ausgleichssport an uns vorbei.
In der Hotel-Lobby findet das erste Abschiednehmen statt. Uwe startet morgen sehr früh per Bahn nach Köln, daher schon heute Umarmungen, vielen Dank und gute Wünsche für eine Heimreise ohne grosse Verspätungen. Er hat unseren Altersdurchschnitt wesentlich nach unten korrigiert, war eine Bereicherung der Crew und einfach ein super Team Player.



Samstag, 06. September 2025
Zu neunt, 7 im Bus, 2 im PKW starten wir nach Lübbenau. Hier haben wir im kleinen Fährhafen am Spreeschlösschen für
11.00 Uhr einen Kahn – zu einer Spreewaldtour – exklusiv für uns gebucht. Ohne die geschlossene Schranke an der DB-Baustelle beim Ortseingang, wären wir auch pünktlich gewesen. Da aber Karin und Thomas per PKW schon vor Ort sind, nehmen sie Kontakt zu unserer Kapitänin auf und informieren uns per Smartphone über die Parkmöglichkeiten vor Ort. Wie haben wir das eigentlich früher gemacht?
Ulla nimmt an der Fahrt nicht Teil, da sie noch ein eigenes Berlin-Programm hat. So starten wir zu Neunt, haben sehr stille und idyllische Momente. In Lehde ist Landgang. Im Gegensatz zu unserer Kahnpartie in 2009 sehr viel mehr Gastronomie u n d – da Wochenende – auch viel Betrieb. Wir gönnen uns ein Schmalzbrot mit Gurke, ich noch ein Gurkeneis. Auf unserem Kahn können wir kleine Schnapsfläschchen mit Gurkenlikör erwerben. Ein originelles Mitbringsel für die Lieben daheim.
Erwähnenswert: die Schleusen werden von Schulkindern bedient. Sie haben immer einen flotten Spruch parat, den ich mir nicht wortwörtlich gemerkt habe, der aber besagt: die Anerkennung der Schleusung in Form von Barem (üblich sind 50 Cent) sollte entrichtet werden. Wenn nicht, wird der Kahn geflutet. Da die Pänz sehr witzig sind, zückt jeder die Geldbörse und alle sind zufrieden.
Auf der Rückfahrt steuern wir noch einen Imker an und auch die Honig-Fans können ein süsses, gesundes und leckeres hiesiges Produkt erwerben. Wir verabschieden uns am „Kleinen Fährhafen” nicht nur von unserer Kapitänin sondern auch von Karin und Thomas. Sie wollen noch Richtung Wittenberge/Elbe und nehmen Grazyna ein Stück mit, die sich in Berlin noch umschauen möchte. Zum Abendessen, das heute in Charlottenburg bei Hoeck einem Traditionslokal seit 1892 stattfindet will sie, wenn sie es schafft, wieder dabei sein. Sie hat es nicht geschafft. Wir verabschieden uns vorausschauend von ihr, da sie morgen in aller Frühe, mit dem Zug, in Richtung Breslau startet.
Dafür treffen wir am Abend bei Hoeck wieder auf Ulla, die das erste Bier schon in der Hand hat, als wir per Taxi eintreffen.
Eine tolle Location. Det is Berlin wa! Ekki, als Insider, hatte hier und nicht nur hier für uns reserviert. Wir verbringen einen wunderbaren Abend mit janz, janz viel Berliner Flair, ein krönender Abschluss, mehr geht nicht. Der Sohn des Eigentümers – Horst HOECK – gewann bei der Olympiade 1932 in Los Angeles im Riemen-Vierer mit Steuermann die Goldmedaille. Einer davon hängt noch unter der Decke. Das Taxi bringt uns zum Hotel zurück. Morgen wollen wir Richtung Heimat starten.





Sonntag, 07. September 2025
Start wie geplant, relativ staufrei bis Köln. Ab jetzt werden wir immer weniger.
TSCHÜSS
RXB, mit MUEWA – Fahne
Ulla, wurde an Rainer übergeben
Dagmar + Ekki, bis zur Schimmelstrassse
Linde, bis Wohnungstür – zunächst ohne Handy (nach Durchforstung Handtasche, Handy da)
Rudi + Renate Bus abgeliefert + fertig
FAZIT: noch mal im Boot sitzen
Haben wir gemacht, nun ist auch gut, war schön. Waren der Meinung es wäre mit mehr Emotionen verbunden gewesen, war es nicht. Das Rudern hat uns viele sehr schöne Momente und Eindrücke vermittelt, die wir nicht missen möchten, es hat unser Leben bereichert.
Nun jedoch stellen wir Skulls + Riemen in die Ecke.
BOOT: Barke „Hans Hermann Meyer” etwas in die Jahre gekommen, nicht mehr taufrisch aber noch funktionsfähig.
HOTEL: Hotel am Borsigturm, sehr gute Wahl, perfekt. Frühstücksbuffet: ließ keine Wünsche offen. Besonderheit: Butterautomat, das kannten wir Landeier nicht.
GASTRONOMIE: fussläufig vom Hotel, überall lecker, bei manchen, besonders lecker.
RUDERSTRECKE: für die Zeit, die zur Verfügung stand, gut gewählt.
MANNSCHAFT: Rainer X. Borngässer (Müwa), Grazyna Pieczykolan (CfWP / Gast), Rudi und Renate Schmidt (Müwa), Ulla Siewert (Müwa), Dagmar und Ekkehart Starts (Gäste), Linde Steingröver (Müwa), Dr. Uwe Steingröver (1. Vorsitzender RC 77 / Gast), Karin Wuthe (Müwa), Thomas Kralisch (Gast* – hat sich Berlin angesehen und beim Transport der Mannschaft geholfen – vielen Dank dafür)





